
Rot-blaue Linie - wie im Jahr 2013
Gelb-grüne Linie - neue Herausforderungen
08. - 09. August
Tja. Eigentlich ist es jedes Jahr das Gleiche. Rucksack schultern, Tagesrucksack mit der Reisenahrung in die eine Hand, aus der Wohnung raus, einmal über den Hügel der Altstadt zum Bahnhof, und wie immer Gleis 5.
Als kleine Vorgeschichte ist noch zu erwähnen, dass schon beim Ticketkauf man mir gesagt hat, dass der Zug nur bis Rødby fahren würde, dort müsste ich in den Regionalzug umsteigen, da der ICE von Rødby wieder zurück nach Deutschland fahren würde.
Nun, solange ich rechtzeitig in Kopenhagen ankommen würde, war es mir ja egal, trotzdem fragte ich gleich nach, ob der Zug denn wirklich bis nach Rødby fahren würde, da es doch eigentlich unsinnig sei, den Zug in Puttgarden auf die Fähre zu schicken, in Rødby ihn die Fähre verlassen lässt, am Bahnhof, knapp 100 m hinter der Fähre uns aussteigen lässt und dann den Zug wieder auf die Fähre schickt. Man bestätigte mir, dass der Zug noch über die Fähre fahren würde.
Der Zug kam auch pünktlich, und so ging es ohne Probleme Richtung Fähre. Auch im Zug bestätigte man uns allgemein, über die Lautsprecher, dass der Zug bis Rødby fahren würde. Man wies sogar noch einmal explizit darauf hin, dass man auf der Fähre nicht im Zug bleiben dürfte, sondern sich auf die Besucherdecks zu begeben hätte.
Auf der Höhe von Oldenburg/H wurde uns dann aber mitgeteilt, dass wir doch schon in Puttgarden den Zug zu verlassen hätten, zu Fuß auf die Fähre müssten und dann in Rødby in den entsprechenden Regionalzug steigen müssten.
Der Zug bremste bereits ab, um in Puttgarden zu halten, da wurde noch schnell durchgegeben, dass in Rødby kein Regionalzug auf uns warten würde, sondern Busse bereitgestellt sind.
Einige Leute, die wohl in Kopenhagen den Anschlusszug gebucht hatten, wurden merklich nervös. Nun, ich war da ja etwas vorsichtiger gewesen und hatte mir in Kopenhagen zwei Stunden Aufenthalt gesichert. Das dürfte wohl als Sicherheit genügen.
Eine Frau mit einem kleinen Mädchen, die wohl beide das erste Mal die Strecke fuhren, fragte mich völlig nervös, wie weit es denn vom Bahnhof zur Fähre – und in Rødby von der Fähre zu den Bushaltestellen sei, und wie sie denn dort das finden sollte. Ich sah wohl so rustikal gekleidet aus, dass die Frau annahm, ich würde des Öfteren nach Norden fahren und hätte also einen gewissen Wissensvorsprung. Auch wenn ich selbst noch nie in Puttgarden und Rødby umgestiegen bin, da der Zug aus Lübeck es bis jetzt immer geschafft hatte, bis Kopenhagen zu kommen, nahm ich die beiden an die Leine. In Puttgarden wusste ich immerhin, dass die Fähre gleich hinter dem Bahnhof liegen würde, und vom Bahnsteig aus ist so eine Fähre ja nicht zu übersehen, und in Rødby nahm ich an, dass die Busse gleich am Bahnhof stehen würden, der auch kurz nach der Anlegestelle sich befindet. Außerdem, wenn man nicht gleich als Erster aus der Fähre läuft, braucht man eigentlich nur der Masse nachlaufen. Und sollte das falsch sein, haben sich eben alle geirrt, und leer würden die Busse sicher nicht losfahren. Immer der Herde hinterherlaufen, mag zwar oft falsch sein, aber hier war ich mir ziemlich sicher, dass das kein großer Fehler sein würde. Ich brachte also die beiden wohlbehalten zur Fähre und auf der Fähre machten wir als Treffpunkt den Passagierinformationsstand ab, wo ich sie, als wir in Rødby einliefen, wieder abholte, und sie zur Bushaltestelle brachte, wo schon Busse, mit einem Zug-Logo und den Hinweis „Kopenhagen“, auf uns warteten.
Rucksack in den Gepäckteil eines der Busses und ab in den Bus.
Ohne Aufenthalt zwischen durch, ging es direkt zum Kopenhagen Hauptbahnhof, sodass wir sogar vor der Zeit ankamen, zu der der Regionalzug dort eintreffen sollte.
Der Rest ging dann völlig nach Plan weiter. Von Kopenhagen nach Stockholm, und von dort mit dem Nachtzug nach Gällivare.

10. August
Von Gällivare ging es dann mit dem Bus nach Ritsem, zur Fjällstation, und dann mit dem Boot der Fjällstation über den See, auf die Nordseite des Sees, wo ich mich dann auf dem Padjelantaleden auf den Weg nach Süden machte.
Foto vom Schiff, auf den Akka

Die Hoffnung, dass ich so ziemlich alleine mich auf den Weg machte, zerschlug sich leider sehr schnell. Nicht, dass die anderen Wanderer, die mit der Fähre über den See gekommen waren, mir ständig vor den Füßen herum trampelten, nein, das war es nicht. Aber ich war noch keine fünf Minuten unterwegs, das hatte ich schon mehr Mückenstiche, als ich vor zwei Jahren, als ich auch von hier startete, während der ganzen Wanderung bekommen hatte. Die Viecher waren einfach überall - und das in Massen.
Ich war also noch gar nicht richtig los gewandert, da hieß es erst einmal anhalten, und sich ordentlich mit Mückenschutz einschmieren. Und das gründlich, auch die Haare komplett, da bei meinem kurzen Haarschnitt die Mücken auch dort voller Begeisterung auf mich einstachen. Diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden auch die Mücken und hielten sich zumindest etwas auf Abstand.
Meine erste größere Pause machte ich an der Brücke, die über den Voujatätno ging. Keks- Wasser- und Fotopause.




Dann ging es gemütlich weiter, bis ich gegen 15:30 Uhr an den Platz kam, wo die drei Nationalparks (Padjelanta, Strora Sjöfället und Sarek) zusammenstießen. Ich suchte mir in diesem Dreieck, dass zwischen den beiden Flüssen Sjnjuftjutisjåkå und Spietjaujåkka liegt, an dem zweitgenannten Fluss, der klares Wasser hat (der andere hat Gletscherwasser), einen schönen Übernachtungsplatz, machte es mir gemütlich, und ließ den Rest des Tages, meist gegen meinen Rucksack gelehnt, ruhig ausklingen, während ich es einfach innerlich genoss, wieder hier zu sein.


11. August
Über Nacht bin ich mal kurz wach geworden, da meine Nase zu war, was bei mir auch gleich immer mit leichten Kopfschmerzen verbunden ist. Bin dann aber wieder schnell eingeschlafen. Gegen 7:30 Uhr mit dichter Nase und leicht geschwollenen Augen aufgestanden, Frühstück gemacht, in aller Ruhe gepackt, und gegen zehn bin ich dann losgekommen. Den Weg kannte ich ja noch von meiner letzten Wanderung hier, und so ging es gleich frohgemut, Richtung Osten, ins Sarek. Bin in aller Ruhe den Weg bis zur der Stelle gegangen, wo ich schon vor zwei Jahren mein Zelt aufgeschlagen hatte. Habe dort eine längere Pause eingelegt, die letztendlich in den Feierabend überging.
Vor zwei Jahren war der dort fließende Bach pures Gletscherwasser gewesen, das schon beim Ansehen das Gefühl vermittelte, auf einer Eisenstange zu kauen. Aber wohl durch die späte Schneeschmelze dieses Jahr, war das Wasser relativ klar. Und da ich wusste, dass kurzfristig kein weiterer schöner Bach auftauchen würde, blieb ich hier.
Ich schlug also mein Zelt auf, und genoss noch den späten Nachmittag vor dem Zelt liegend.

12. August
In der Nacht hat es geplattert, bis zum geht nicht mehr. Ein Glück, dass mein Zelt innen hohl ist, und ich daher nicht draußen übernachten musste.
Als ich gegen halb acht richtig wach wurde, war die Sturzflut vorbei. Draußen wehte ein steifer Wind. Das hatte es auch schon gestern getan, nur ist der Wind gestern aus Süden gekommen und war entsprechend warm, heute kam er aus dem Norden, und war entsprechend kalt. Der Himmel war ziemlich bewölkt, mit Wolken, die sehr tief hingen und dunkel waren. Es sah nach Regen aus.
Kurz vor elf bin ich dann losgekommen. Das Wetter war inzwischen sehr unterschiedlich. Neben dunklen Wolken tauchte auch immer wieder blauer Himmel auf. Während ich beim Packen war, hatte es mal kurz ein bisschen geregnet, was mich leicht irritierte, da das genau zu dem Zeitpunkt passierte, als direkt über mir wirklich absolut blauer Himmel zu sehen war.
Das Wetter wurde mit der Zeit immer besser, die blauen Flecken im Himmel immer größer, nur der Niak trug, wie schon vor zwei Jahren, ständig eine Pudelmütze. Und es lag eindeutig mehr Schnee noch in der Landschaft, als vor zwei Jahren, zur gleichen Zeit.



An dieser Strecke konnte man selten mal einen Trampelpfad sehen, sodass man mehr nach Gefühl ging, und einfach nur die Richtung, Richtung Osten, einhielt. Die verfallene Kote, die ich vor zwei Jahren weit links von mir gelassen hatte, tauchte bald direkt vor mir auf, sodass ich sie mir näher anschaute.
Nicht unbedingt nach den neusten Bauvorschriften, und nicht mehr ganz auf dem neusten Stand, aber interessant.


Bald kam ich an die Stelle, wo der Sjnjuftjutisjåkå sich, aus meiner Wanderrichtung ausgesehen, teilt, wobei es aber, stromrichtungsmäßig umgedreht ist. Der Souttas-jåkka, der von Osten kommt, und der Niakjåkåij, der von Süden kommt, vereinigen sich hier zum Sjnjuftjutisjåkå. Am Niakjåkaij bin ich vor zwei Jahren nach Süden abgebogen, dieses Jahr wollte ich den Fluss hier überqueren, und dann südlich vom Souttas-jåkka weiter nach Osten laufen.
Ich ging den Abhang herunter zum Fluss, suchte mir eine Stelle, die mir gut zum durchwaten schien, zog meine Wanderstiefel und die Socken aus, die Sandalen an, zog die Hosenbeine über die Knie, und machte mich mit dem Rucksack auf den Rücken auf, den Fluss zu durchwaten. Das klappte auch ganz gut, auch wenn das Wasser teilweise ziemlich reißend war und teilweise auch bis über die Knie ging – und ganz nebenbei saukalt war.
Drüben angekommen, machte ich mich wieder auf den Weg zurück, um meine Kamera und die Stiefel zu holen. Wieder am Ausgangsufer angekommen, konnte ich drüben am Ufer meinen Rucksack als kleinen schwarzen Fleck sehen.
Noch schnell ein Foto von meinem einsamen Rucksack, bzw. von dem kleinen schwarzen Fleck, der den Rucksack darstellte (in der Mitte vom Bild,direkt am gegenüberliegendem Ufer), und dann ging es wieder durch den Fluss.

Wer sich hier fragt, warum ich zweimal, genau genommen dreimal, die Strecke gegangen bin, hier eine kurze Erklärung. Mich auf das Gewicht meines Rucksackes, und auf den Fluss zu konzentrieren, aufpassen, dass ich ordentlich Halt findend rüber komme, reicht mir. Da dann noch vorne die Kamera und zwei Stiefel baumeln zu haben, stört mich dabei. Dann gehe ich lieber dreimal durch den Fluss.
Am Ostufer die Füße zum Trocknen in den Wind gehalten, und dann ging es, wieder in Socken und Stiefeln, weiter, am Ufer des Souttas-jåkka längs.

An einem kleinen Bach, der nicht aus einem Gletscher gespeist wurde, und daher schön klar war, schlug ich dann mein Zelt auf. Auch wenn das Wetter den ganzen Tag sehr stürmisch gewesen war, und es viele Wolken gegeben hat, hatte es nur selten immer wieder kurz geregnet. Es war ein toller Wandertag gewesen. Mit viel schauen und gucken, fotografieren und wieder schauen und gucken, hatte das Wandern Spaß gemacht. Die Flussdurchwatung war ohne Probleme bewältigt worden, und mit ihr wanderte ich nun auf neuen, mir noch unbekannten Wegen. Wobei, einen Weg gab es hier nicht.

